Blog Deutsch, Herzensangelegenheiten

Where is the love? Über Hass in der Welt und im Dorf nebenan

Heute schreibe ich mal ein wenig off-topic, bedingt durch den aktuellen Lauf der Dinge, der mich ausbremst,  irgendwie anderweitig inspiriert zu sein. Denn jedes andere Thema steht in keinerlei Relation. Und nichts ist gerade so präsent. Hass. Hashtags wie #muslimban und #Trump dominieren derzeit die (sozialen) Medien. Die Welt ist empört, aber (die Politik) lässt es geschehen. Solange es “die anderen” sind und man selbst nicht betroffen ist, sehen ja auch nur die wenigsten einen akuten Anlass zum Handeln. Nur spielen sich diese fremdenfeindlichen Parolen und Taten eben nicht immer hinter den eigenen Landesgrenzen ab. Ein Blick in den Nachbarort reicht zunehmend aus. So auch bei uns am letzten Wochenende:

Kinderkarneval hieß das Programm. Mit großer Vorfreude fuhren wir zum Einkaufszentrum wo das Schauspiel stattfinden sollte. Papa Habibi fuhr uns hin, um uns die Parkplatzsuche zu ersparen, Bobi und ich wollten hier heute zusammen mit drei weiteren Muttis und deren Kindern den Tag verbringen. Es war Samstag und alles überfüllt, der Haupteingang lag an einer befahrenen Hauptstraße – überqueren fast unmöglich. Also hielt Papa Habibi vor einer Zufahrt (eines gesperrten(!) Parkplatzes), um uns sicher aus dem Auto und über die Straße zu begleiten. Die Leute an der Bushaltestelle starrten regelrecht als wir aus dem Auto ausstiegen. Ein Mann fing sofort an Papa Habibi an zu pöbeln; ob wir denn nicht sehen würden, dass wir hier nicht parken dürfen. “Wir parken auch nicht, wir würden nur eben zusammen die Straße überqueren und dann würde er das Auto wegfahren.” Offensichtlich verstand der Mann uns nicht – oder wollte es vielleicht nicht – und fing an wie wild rum zu gestikulieren. Vermutlich war es das Beste, dass in dem Moment der Bus kam und auch wir ihn somit nicht mehr verstehen konnten. Er liess es sich dennoch nicht nehmen, wie wild an die Scheibe zu klopfen und weiterhin beleidigende Gestiken von sich zu geben.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir Blicke und Aufmerksamkeit auf uns ziehen, und es wird auch sicherlich nicht das letzte Mal sein.

Inzwischen ist es ja schon soweit gekommen ist, dass der vermeintlich mächtigste  Mann der Welt es durch seine Entscheidungen auch anderen legitimiert, öffentlich Fremdenhass zu propagieren. Und somit bleibt das Problem eben nicht auf dem anderen Kontinent. Und dass er – wie ich heute gelesen haben – nun auch Saudi-Arabien und Ägypten auf “die Liste” setzen möchte, macht das Ganze für mich und meine Familie nochmal mehr zu einer persönlichen Angelegenheit.

Aber für heute zurück zu unserem Nachbarort. Zum Kinderkarneval,  oder besser gesagt, zur Aneinanderreihung verschiedenster Kostümierter auf einer klitzekleinen Bühne, deren Sichtfeld von einer riesigen Säule blockiert war. “Wir” waren insgesamt  7 Kinder, die zugegebenermaßen ein wenig wild herumwuselten, bei dem Versuch im Takt mitzusingen und zu tanzen. So what! 

Denn liebe Leute, es ist Kinderkarneval! Ja, richtig gehört. KINDER! 

Und wer diese nicht ausstehen kann, muss sich doch nicht gerade an diesem Tag hier – in diesem Einkaufszentrum – aufhalten. Ach, was sage ich da, hier – an dieser klitzekleinen Bühne. Denn es ist nicht so, als wäre der eigentliche Betrieb des Einkaufszentrums darüber hinaus auch nur in geringster Weise beeinträchtigt gewesen. Und hier war es nun in der Tat nicht so einfach vorbeizukommen, ohne von Kindergekreische beschallt zu werden. Ich weiss nicht, ob ich einfach alles überempfunden habe an diesem Tag, aber was ich weiss ist wie viele völlig entnervte Gesichter ich gesehen habe, weil mein Sohn gerade mal wieder den Durchgang – neben dieser klitzekleinen Bühne – blockiert hat. Und wie viele verurteilende Blicke ich gesehen habe,  dass unsere Kinder auch auf den Bänken standen – um zumindest ein klein wenig an dieser riesigen Säule vorbei gucken zu können. Ist das verboten? Ach ja stimmt, wir sind in Deutschland. Da macht man sowas nicht. Auch nicht zu Kinderkarneval.

Familienfreundlich. Ich weiss nicht, wie ich etwas von Unternehmen verlangen kann, was bei der Gesellschaft anfangen muss.

Recap am Abend – alles in allem, eher ein bescheidener Tag. Sonntag sind wir dann lieber zuhause geblieben – in unseren eigenen 4 (geschützten) Wänden. Wo wir sein können, wer und wie wir möchten. Und um unsere Außenwelt vor noch mehr Ausländern und Kindern zu schützen. Schon traurig, wenn man sich auf diesem Weg fühlen “darf”, als hätte man etwas zum gesellschaftlichen Allgemeinwohl beigetragen. 

Ich hoffe und bete für mehr Toleranz, Weltoffenheit und (den ersten Welt)Frieden – übersee und über”dorf”. In der Hoffnung, dass die Generation unserer Kids nicht mehr Menschenhass, sondern mehr Menschlichkeit erfahren darf.

 

2 thoughts on “Where is the love? Über Hass in der Welt und im Dorf nebenan”

  1. Ich liebe deine Artikel ! Sie sind wirklich aus dem Leben gegriffen. Dieser hier stimmt mich traurig, weil du Recht hast… und ich nicht weiß, wie ich es ändern kann (außer mit Kleinigkeiten im eigenen Alltag).

    Über deine anderen Artikel musste ich schon so manches mal mehr als Schmunzeln! Bitte weiter so : Die Welt braucht Menschen wie dich/euch!

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    1. Liebe Kiki, vielen lieben Dank – ja, zum Leben gehören leider schöne und nicht so schöne Dinge. Aber wenn man dann solche netten Worte liest, geht s einem gleich viel besser, danke dafür!

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