“Was das Kind alles darf. Das geht ja gar nicht. Und die Mutter macht einfach nichts dagegen. Also wenn ich Kinder habe, werden die ja streng erzogen. Hat mir schließlich auch nicht geschadet. Da herrscht Sitte und Ordnung. Und Disziplin.” Mein “Prä-Mutter-Ich” in seinem Element – bis die Realität mal eben in Schallgeschwindigkeit an der Naivität vorbeigespurtet kam.
1. Kein Fast Food bevor das Kind zur Schule geht.
Wenn das Kind gar nicht erst weiß, wie Pommes und Pizza schmecken, wird es das auch gar nicht erst einfordern. Soweit die Theorie. Ich weiß ehrlicherweise gar nicht mehr wie und wann Bobi das erste Mal in den Genuss gekommen ist, Fakt ist aber, dass er noch 2 1/2 Jahre von der Einschulung entfernt ist und auch nicht gestern seine ersten – heiß geliebten – Chicken Mc Nuggets verputzt hat. Ich hatte mich immer so sehr auf McD versteift und zunächst gar nicht realisiert, dass Pommes & Co. eben auch in jedem Zoo, Schwimmbad oder Freizeitpark auf einen lauern. Alternativen gibt es kaum, lediglich die eigene Verpflegung – wenn man denn welche dabei hat. Zugegebenermaßen schnippel ich zwar mal Apfel und Gurke, um vielleicht das zusätzliche Popcorn oder die Zuckerwatte zu umgehen, habe aber keine Lust noch etliche Brote oder ähnliches zu schmieren, die dann nachher doch in der Tonne landen. Und somit siegt dann an dem ein oder anderen Wochenendausflug doch mal die Verlockung des Verbotenen. Und nicht nur das Kind freut sich.
Und in Maßen ist doch auch eigentlich fast alles erlaubt, oder?
Bevor ich mit diesem Statement dann auch gleich zum nächsten Punkt übergehe, noch kurz eine abschließende Anmerkung (und Schleichwerbung): Mal abgesehen davon, dass man studiert haben muss um ein Happy Meal zu bestellen, braucht man kein allzu schlechtes Gewissen mehr zu haben auch mal bei McD zu essen, denn schließlich kann man die süße Nachspeise für eine Bio(!) Apfeltüte eintauschen, und das oftmals nervige Spielzeug für ein wissenvermittelndes Buch – so, wem geht’s jetzt auch gleich viel besser?
2. Schokolade und Süßigkeiten sind tabu für (m) ein Kleinkind.
Boah, wie realitätsfern war ich eigentlich, frage ich mich mittlerweile. Klar ist Schokolade schlecht für Zähne, Figur und macht Pickel aber seien wir doch mal ehrlich – sie schmeckt halt einfach besser als Dinkelkekse. Und solange man dem Kind vermittelt, dass es etwas besonderes ist, spricht auch nichts dagegen, mal ein Ü-Ei an der Kasse mitzunehmen (was übrigens eine weitere Sache ist, die ich abgrundtief verurteilt habe – “kann doch nicht sein, dass die Muttis immer klein bei geben, nur weil die Blagen n bissel rumquengeln”). Meine Mutter hat bei mir damals versucht, Süßigkeiten komplett aus meiner Reichweite zu halten und somit hatten wir soweit ich mich erinnern kann auch nie was Süßes zuhause. Folge war, dass ich mich bei jedem Kindergeburtstag, bis zum Erbrechen (und das meine ich so wie ich es schreibe) vollgestopft habe. Auch nicht so das Non-Plus-Ultra, oder? Und weils so schön ist, können wir eigentlich auch diesen Punkt wieder mit “in Maßen ist alles ok” abhandeln, oder? Ist zumindest Balsam für mein Gewissen.
3. Kein Handy bis zum Teenage-Alter
Haha, ich hau mir selber gerade die Schenkel blau. Erde an De Sa (das wäre dann ich) – in welchem Zeitalter lebst du eigentlich? Ja, habe dann auch ziemlich schnell feststellen müssen, dass die heutigen Kinder ja sogar schon mit einem “Touchscreen-Swipe-Daumen” geboren werden – wohl um den Eltern gleich mal zu zeigen wo’s lang geht in Sachen Handy, Tablet & Co. Das fällt dann wohl unter Evolution der Neuzeit. Während ich damals Stunden im Garten Fußball gespielt habe, kickern die Kids heutzutage eher stundelnag auf einem virtuellen Spielfeld. Schön finde ich es nicht, nur leider lässt sich der technische Fortschritt eben nicht aufhalten. Und meinem Sohn daher jeglichen Zugang zu verbieten, wäre vermutlich sogar alles andere konstruktiv, denn ich gehe stark davon aus, dass im Zuge der Digitalisierung, nicht nur Unternehmen, sondern auch Schulen und Unis – und vielleicht ja sogar auch bald KiTas?! – sich immer mehr der technologischen Hilfsmittel bedienen werden. Es bleibt spannend (und beängstigend!) wie sich die Dinge in dieser Hinsicht weiter entwickeln, aber eines steht jetzt schon fest: die Frage ist nicht wie ich meinem Kind die Nutzung von Handy etc. verbieten kann, sondern wie ich einen Ausgleich herstelle, um einer exzessiven Nutzung entgegenzuwirken.
4. Ein Schnuller kommt mir nicht in Babys Mund.
Der Gedanke eines Schnullers hat für mich immer irgendwie Bequemlichkeit und Ignoranz impliziert. Die Eltern haben keine Lust sich zu kümmern, also wird der Stöpsel reingeschoben. In der Tat habe ich mich auch bei Bobi anfangs lange gegen den Schnuller gesträubt (und als es dann in die Abgewöhnungsphase ging, wünschte ich mir, ich hätte nie aufgehört mich zu sträuben). Irgendwann kam dann aber der Punkt, wo ich es dann doch mal probiert habe und ja, ich gebe es zu, es war auch stückweit aus Bequemlichkeit. Denn irgendwann war ich diesen Mombiezustand leid, und bei dem regelmäßigen Austausch mit den anderen Muttis aus der Krabbelgruppe, stellte ich fest, dass das Schlafproblem nur bei uns so ausgeprägt ist, und sich die anderen Kleinen meist binnen kürzester Zeit friedlich in den Schlaf nuckelten. “Genug”, dachte ich. “Das probierst du jetzt auch”. Gesagt, getan. Und Bobi fands klasse. Das Schlafproblem besteht zwar auch 3 Jahre später noch, insofern war der Schnuller also nicht ganz so magisch, wie ich es mir erhofft hatte, aber letztendlich hat Kind eben seinen eigenen Kopf und holt sich was es will – ob mit oder ohne Schnuller.
5. Kein Toben, springen oder sonstige laute, wilde Aktivitäten – weder zuhause, noch in der Öffentlichkeit.
Keine Sorge, ich hatte nicht vor, mein Kind ans Bett zu fesseln und zu knebeln. Was ich nur jetzt gelernt habe, wäre es genau das, was ich tun müsste, um eben eine normale Zimmerlautstärke gewährleisten zu können. Es war mir einfach immer sehr wichtig, was andere denken – Gäste die man bei sich zuhause hat, andere Leute denen man im Supermarkt begegnet, oder eben die Nachbarn, die neben oder unter einem wohnen. Meine Nachbarin tut mir in der Tat auch heute noch leid, und das jeden Tag aufs Neue, aber was soll ich machen? Ausser immer mal wieder verlegen mit einer Flasche Rotwein oder gebackenen Weihnachtskeksen bei ihr vor der Tür zu stehen?! Die Leute im Supermarkt hingegen sind mir zunehmend egal geworden – die verurteilen eh. Wenn eben das besagte Ü-Ei an der Kasse mitkommt, gibts Blicke (Jaja, ihr Nichtmuttis, ihr werdet schon noch sehen!). Wenn sich das Kind auf den Boden schmeisst und man es dort liegen lässt, gibt es Blicke. Wenn man schimpft, Blicke. Wenn man nicht schimpft – BLICKE. Mutter hat immer verloren, egal was sie tut. Und wenn mutter daran nicht zugrunde gehen will, ist es ihr einfach mal egal, was andere denken. Und ein Kind darf ja auch gerne mal Kind sein, oder?!
Wenn ich noch weiter darüber nachdenke, fallen mir bestimmt noch etliche weitere Beispiele ein, vielleicht gibt es also bei Gegenheit mal eine Fortsetzung. Aber was mich nun viel brennender interessiert, wie war es dann bei euch? Do you practise what you preach? Ja, nein, manchmal? Lasst hören!
Super Beitrag das zeigt das man als Nicht Mama alles anders sieht. Oder die Stolpersteine des Alltages mit Kindern noch nicht kennt 😊
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