Von den einen aufs Schärfste verurteilt, von den anderen aus vollster Überzeugung befürwortet – bei vielen Erziehungsthemen gehen die Meinung weit auseinander. Und zwar manchmal soweit, dass man fast schon die Befürchtung haben muss, dass binnen kürzester Zeit ein dritter Weltkrieg entstehen könnte. (Wer denkt ich übertreibe, darf gerne mal – auf eigene Gefahr – einen Blick in eines der unzähligen Elternforen riskieren). Das Thema Familienbett sorgt dabei nicht zu knapp für Zündstoff, dennoch kann ich euch gar nicht sagen wie froh ich bin, dass es – wohl bedingt durch den zunehmenden Anklang des “Attachment-Parenting” – für eine Familie mittlerweile (und endlich!) zur normalsten und natürlichsten Sache der Welt wird, sich gemeinsam in den Schlaf zu kuscheln (wenn es auch in der Realität nicht immer ganz so plüschig abläuft).
Das war nicht immer so.
Es ist nun 3 1/2 Jahre dass ich mit dem Troublemaker zu verschiedenen Krabbelgruppen gegangen bin und damals feststellen musste, dass Papa Habibi und ich so ziemlich die einzigen sind, die vorerst wohl kein intimes Eheleben mehr führen würden. Alle anderen Kinder schliefen mehr oder weniger problemlos in ihren eigenen Bettchen ein und durch, und das wohlgemerkt im eigenen Kinderzimmer. Damit die Kinder gar nicht erst anfangen sich an etwas anderes zu gewöhnen.
Ich kam nicht darüber hinweg, dass Co-Sleeping anscheinend alles andere als gängige Praxis war und nur wie solche Probleme hatten, den Troublemaker zum Schlafen zu bringen, so dass es sich nun mal als das bequemste für alle Beteiligten erwies, ihn mit in unserem Bett schlafen zu lassen. Zumal ich auch stillte. Was ich mir da von Seiten der Familie alles anhören musste, brauche ich glaube ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen.
“Wir müssen viel konsequenter sein”, sagte ich dann eines schönen Tages zu Papa Habibi. Der (Krabbelgruppen)Morgen hatte wieder seine Spuren bei mir hinterlassen und mehr und mehr kam ich zu dem Entschluss, dass wir an der Schlafsituation etwas ändern müssen, denn bei den anderen geht das ja auch so und man darf das Kind ja auch nicht zu sehr verwöhnen.
“Wenn wir ihn jetzt nicht aus unserem Bett kriegen, schaffen wir es nie. Und wenn er dann mal schreit, müssen wir ihn halt auch mal schreien lassen.”
Ich weiß nicht wie viele Tage und Nächte vergangen sind, an denen ich jeden Abend auf dem Fußboden neben seinem Bett lag und sein Händchen durch die Gitterstäbe hielt, bis mir von dieser Pose die ich in der Regel über 2-3 Stunden einnahm jeder einzelne Muskel wehtat. Und dann gab es natürlich die Tage wo ich selbst fast heulend vor seiner Tür saß, als ich das Schluchzen und die “Mama” Rufe hörte, denn es fühlte sich alles andere als richtig an. Jetzt bloß nicht einknicken, sonst war “alles” umsonst.
Aber was war denn eigentlich “alles”? Ich meine, was hatte ich denn mit meiner Methode bitte schön erreicht?
Papa Habibi und ich haben uns fast ausschließlich gestritten, denn er hielt von der “Jedes-Kind-kann-schlafen-lernen” – Methode überhaupt nichts. “Da muss er jetzt mal durch”, zischte ich. “Und du auch”. “Und ich auch”, schluchzte ich dann anschließend noch in mich selbst hinein.
Tage an denen der Troublemaker tatsächlich in seinem Bett einschlief wurden zu Erfolgserlebnissen, die ich voller Stolz in meiner Mutti-Community kundtat. Tatsächlich, aber waren es nicht Stolz, sondern Selbstzweifel die mich tagtäglich erfüllten.
Wenn ich heute, fast drei Jahre später diese Zeilen schreibe, muss ich selbst mit dem Kopf schütteln. Denn alles was mir von der Zeit noch in Erinnerung blieb ist, sind Momente voller Tränen, Verzweiflung und Anspannung. Und das mal drei. Wie konnte ich uns allen das bloß zumuten?
Die Erlösung kam mit dem Tag an dem ich wieder anfing zu arbeiten, denn der Troublemaker hielt gar nichts von meinen Versuchen ihn um 19 Uhr ins Bett zu bringen, nachdem er seine Mama den ganzen Tag nicht gesehen hatte. Er brauchte Zeit mit mir. Und ich mit ihm.
Und so kam der Moment, wo es mir einfach scheiss egal war, ob das was ich mache, richtig ist oder falsch ist – verwerflich oder förderlich. Ich machte einfach nur das, was sich in dem Moment richtig für uns alle anfühlte: Alle Prinzipien über Bord zu schmeißen, uns täglichen, stundenlangen Stress und Tränen zu ersparen und den Troublemaker von vornherein mit zu uns ins Bett zu nehmen. Natürlich war das bequem und vielleicht auch inkonsequent, aber es war gut! Und es tat gut!
“Aber dein Kind muss lernen alleine zu schlafen.” “Du verwöhnst ihn viel zu sehr”. “Er schläft noch bei euch bis er 18 ist.”
Mein Kind muss gar nichts! Außer zu spüren, dass wir für ihn da sind. Und Ich werde nie verstehen, was es heißt ein Kind zu sehr verwöhnen, wenn es dabei nicht um Materielles, sondern Zuwendung geht.
Das Familienbett war keine bewusste Entscheidung die wir vorab getroffen haben. Es hat sich so entwickelt und mittlerweile eingespielt. Ich wagte einen letzten Versuch den Troublemaker aus dem Ehebett zu verbannen bevor das Mini-Monster zur Welt kam, denn zu viert im Bett würde es schließlich schon etwas eng werden.
Was soll ich sagen, das tolle, neue Hochbett eignet sich super als Kinderzimmer Deko und gibt zu dem noch ne super Höhle ab, aber darauf schlafen? Schon mal gar nicht, solange das Baby bei Mama und Papa schlafen darf.
Somit gab es also noch ein Beistellbett um das ganze Konstrukt im Schlafzimmer zu erweitern und die Erkenntnis, dass den nächsten Versuch an der Schlafsituation etwas zu ändern, wohl weder Papa Habibi noch ich, sondern einzig und allein der Troublemaker selbst unternehmen wird. Und ich bin voller Zuversicht, dass das vor Vollendung des 18. Lebensjahres passiert.
Natürlich gibt es Tage, an denen ich mir nichts sehnlicher wünsche als das komplette Bett ganz für mich allein zu haben. Und auch hier gibt es schmerzhafte Nebeneffekte, so zum Beispiel, wenn man das zehnte Mal einen Fuß ins Gesicht kriegt oder der ganze Rücken wehtut weil mal wieder in die Tiefen der Bettritze gesandwicht würde. Klar wäre mehr Intimsphäre zu zweit ebenfalls wünschenswert. Aber alles scheint vergessen, wenn die Kinder friedlich neben uns einschlafen. Und man das Gefühl hat, dass es ihnen gut geht und man ihnen gerade jede Menge Geborgenheit und eine gründliche Portion Urvertrauen mit in den Schlaf gegeben hat.
Ich würde mich mit meiner Meinung niemandem aufdrängen und das Familienbett auch nicht als one-fits-all Lösung anpreisen; mein Fazit an dieser Stelle ist eher, viel öfter auf das zu hören, was einem für sich selbst und die Familie richtig und wohltuend erscheint. Für uns bedeutet zusammen einzuschlafen die Zeit nachzuholen, die wir tagsüber nicht miteinander teilen können und das genießen wir.
In diesem Sinne, hör auf dein Herz statt auf Foren und lerne auf deine eigene Meinung zu vertrauen als auf die anderer. Deine Familie, deine Ehe und nicht zuletzt dein Inneres selbst werden es dir auf ewig danken.
Muchos lovos und dazu eine gesunde Portion sleepos,
Eure De Sa
Deine Worte zu lesen tut so gut! Auch ich habe mich lange so gefühlt wie du! Am Anfang voller Fragen und Zweifel: Warum schläft unser kleiner Captain nicht allein (ein/durch)? Warum können das alle anderen Kinder in dem Alter? (Wobei man an dieser Stelle auch sagen muss, dass wenn man genau hinhört, dann holen doch viele Eltern ihre Kinder irgendwann in der Nacht zu sich… Das wird nur von vielen nicht gleich erzählt oder umschrieben 😄) Und im “Jedes Kind kann schlafen lernen” steht doch, dass die das mit 6-7 Monaten alles können! Aber warum klappt es bei uns nicht?!?
Der kleine Captain hat von der ersten Nacht an bei uns im Bett geschlafen und das tut er heute nach knapp 20 Monaten immer noch. Mit Ausnahme einiger Wochen, in denen auch ich verbissen versucht habe ihn allein in seinem Bett schlafen zu lassen nach dem “Jedes Kind kann schlafen lernen” – Prinzip. Und was soll ich sagen? Diese Wochen waren auch bei uns die reinste Qual! Und irgendwann habe ich es abgebrochen, weil ich den Sinn nicht verstanden habe, mein Kind, mich und den Papa so damit zu quälen. Vor allem wenn doch das Familienbett all diese Probleme gar nicht erst herbeiführt!
Also gesagt, getan! Und seit dem geht es uns allen gut! Klar, möchte man das Bett auch mal wieder für sich (auch als Paar) haben und in manchen Nächten ist auch trotz des Familienbettes das Weine groß ( Zähne, Albtraum, Wachstum?!), aber alles in allem ist es für uns die richtige Entscheidung.
Inzwischen habe ich den Mut gefunden hinter dieser Entscheidung zu stehen. Er hat kein Bett in seinem Zimmer. Das braucht er (im Moment) nicht. Punkt.
Warum soll man das Vertrauen seiner Kinder so erschüttern wenn doch alles was sie wollen unsere Nähe und Zuneigung ist? Und auf den Rest ihres Lebens betrachtet, was sind denn da 3-4 Jahre schlafen im Elternbett? Die werden schon groß und können dann auch allein schlafen und ein ebenso erfolgreiches Leben führen, wie alle anderen auch. ☺️
In diesem Sinne: Gute Nacht ☺️
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Unser fast 15 Monate altes Krümelmonster schlief genau 1en Monat im eigenen Bett im eigenen Zimmer durch und das war mit 5 Monaten. Warum auch immer wachte sie ab dem 6. Monat plötzlich 3 Std. nachdem wir sie in ihr eigenes Bett brachten weinend auf und schlief sofort auf meiner Schulter oder der meines Mannes ein aber wehe man legte sie in ihr Bett! Sofortiges weinen! Es kehrte erst Ruhe auf dem Arm oder im Elternbett ein. Interessanterweise schlief sie durch, wenn sie von Anfang an mit ins große Bett durfte.
Ca. 2 Monate machte ich das Spielchen noch mit, nachts aufzustehen evtl gerade erst selbst eingeschlafen zu sein um dann im Nachbarzimmer das weinende Kind zu sich zu holen. Danach hatte ich keine Lust mehr, weil ich “faul” war und auch schlafen wollte. Ab da kam sie jeden Abend mit ins große Bett und schläft bis auf gaaaaanz seltene Ausnahmen (Bauchschmerzen) durch.
Mein Mann war anfangs dagegen bzw wollte sie immer mal wieder ausquartieren aber nach 2 misslungenen Versuchen und vielen Tränen hat Töchterlein Papa um den Finger gewickelt und sie durfte wieder ins Große.
Ich muss ja ehrlich sagen, ich genieße es sie bei mir bzw neben mir liegen zu haben und vermisste sie, wenn sie doch mal ins eigene Bett gelegt wurde, weil sie zb mit auf der Couch eingeschlafen ist.
Zwar fühle ich mich zwar immer noch manchmal “schuldig” wenn ich sage, meine Tochter schläft mit im Bett aber ich weiß für mich: mir und der Dickmadame tut es gut und nur das ist richtig!
Interessant ist jedoch, den Vormittags bzw nachmittagsschlaf macht sie ohne Probleme im eigenen Bett – vielleicht erzählt sie mir ja irgendwann mal ihr Geheimnis, wenn sie sprechen kann
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Danke!
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Ich verstehe die ganze “Aufregung” um diese Thematik nicht. Unsere Tochter schläft seit sie 6 Wochen alt ist problemlos in ihrem Bett im Kinderzimmer durch. Ohne, dass wir sie hätten schreien lassen. Und wenn sie ab und an Lust auf unser Bett hat, dann schläft sie halt in unserem Bett. Ich denke, dass beide Versionen ihre Berechtigung haben und jede Familie muss für sich entscheiden, welche für sie und ihre Kinder stimmt. Kein Grund also, für die eine oder andere Variante zu missionieren.
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