Bei der Arbeit, Mama sein

#Muttertagswunsch: Scheiss auf Blumen, Parfüm und Pralinen – Was wir wirklich brauchen ist ein familienfreundliches Deutschland

Es ist ja nicht so, dass Papa Habibi diesen Tag im Kalendar markiert hätte, aber unserer Konsumindustrie zum Trotz und unserer Familienpolitik zu Gunsten, und  da   die Aktion von Mama arbeitet, Family Unplugged, Mutterseelensonnig, Frau TV und Eltern einfach zu klasse ist um sich nicht daran zu beteiligen, habe ich mich kurzerhand entschieden einen Beitrag zu schreiben. In erster Linie um meinen persönlichen Muttertagswünschen ein Forum zu verleihen. Und weil es einfach das Mindeste ist was ich tun kann; zum einen damit die Aktion noch weitere Kreise zieht und zum anderen um selbst die Verantwortung zu übernehmen, etwas zu ändern, statt mich kontinuierlich darüber zu beklagen, was hierzulande eigentlich alles schief läuft. Und wie ihr hier selbst nachlesen könnt, hat die Aktion im letzten Jahr ganz schön viel bewirkt und Manuela Schwesig hat hierzu sogar ins Familienministerium eingeladen. Ziemlich cool, oder?

Übergeordnet wünsche ich mir in erster Linie eine bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie und dass Arbeit und Fleiss nicht in dem Maße finanziell bestraft wird, dass Mann oder Frau von vornherein zuhause bleiben; weil es einfach lukrativer ist. Konkret sieht mein Muttertagswunschzettel also wie folgt aus:

#Muttertagswunsch 1: Eine bundesweit, einheitliche Berechnungsgrundlage der KiTa Beitragssätze – anhand von Netto- statt Bruttoeinkommen

KiTa Beiträge gehen hierzulande aktuell enorm auseinander; in der einen Kommune beitragsfrei, in der anderen Kommune unabhängig vom Gehalt und gleiche Kosten für jeden, da kostet’s 600€ und woanders nur 150€. In unserem Örtchen erfolgt derweilen eine gehaltsabhängige Einstufung, nach Bruttogehalt. Man betrachte hierzu den klassichen Fall eines traditionell deutschen Haushaltes:

Der Mann geht Vollzeit, mit höherem Verdienst und somit auf Steuerklasse 3 arbeiten, die Frau kehrt in Teilzeit nach der Elternzeit – in Steuerklasse 5 – in das Berufsleben zurück. Dadurch erhöht sich das Gesamteinkommen und zack geht’s hoch in die nächste Beitragsstufe, dabei bleibt netto nur wenig übrig. So gehen dann viele Frauen gar nicht erst arbeiten – das kann es doch nicht sein, oder?! 

Wie ihr wisst, sind bei uns auch gerade neue Beitragserhöhungen zum 1.8.17 verabschiedet worden und der Supergau ist, dass die Parteien die das Ganze mit bestimmt haben, sich aufeinmal an unserer Unterschriftenaktion beteiligen wollen? Häh??? Ach ja stimmt, am Sonntag ist ja nicht nur Muttertag, sondern auch Landtagswahl in NRW. Und plötzlich passts wieder! “Man dachte ja, es hätte lediglich eine Erhöhung um 3,5% gegeben”, so heisst es auf einmal aus Reihen der Parteien. “Ja, im Durchschnitt”. Denn einige wurden sogar entlastet, dafür andere mit über 30% höheren Kosten pro Monat belangt. Ist als würde man sagen das deutsche Grundgehalt ist letztes Jahr um 5% gestiegen, du selbst hast aber nix davon abbekommen, jemand anderes dafür 10%, that’s life!

Vermittelt ein interessantes Bild darüber, wie es in Ratssitzungen zugeht, alle stimmen ab und keiner weiss eigentlich wofür. Erinnert mich ein bisschen an unternehmensinterne Meetings, in denen die ganze Führungsriege vertreten ist – alle nicken, alle verlassen den Raum und jeder hat was anderes verstanden. Immer wieder ein absolutes Phänomen.

Ob es auf Bundesebene anders abläuft, wage ich zu bezweifeln. Dennoch mein Anliegen, konkret gerichtet an unsere Familienministerin, sich hier für bundesweit einheitliche Berechnungsgrundlagen einzusetzen, die für jeden Bürger der Gesellschaft, wirtschaftlich verhältnismäßig sind. Eine Berechnung nach Netto- statt Bruttoeinkommen, wie sie in einigen Kommunen schon angewendet wird, halte ich in dem Zuge für fair und angemessen. Achso, und bitte nur unter Anrechnung des regelmäßigen Einkommens, exkl. Einmalzahlungen für Überstunden etc. – es wär doch schon einfach mal eine Motivation statt Bestrafung darin zu finden, mehr zu buckeln, oder?

#Muttertagswunsch 2: Erwerb in der Elternzeit sollte finanziell nicht geahndet werden

Ich bitte darum, die Berechnung des Elterngeldes zu überdenken, insbesondere im Hinblick auf einen finanziellen Zuverdienst während der Elternzeit. Ich verstehe, dass somit u.a. auch gewährleistet werden soll, dass das Kind in den ersten Lebensmonaten ausschliesslich zuhause betreut werden soll, um das Wohl des Kindes – welches unangefochten an erster Stelle steht – zu gewähren. Aber wer kann es sich heute noch leisten auf ein zusätzliches Einkommen zu verzichten? Aktuelle Lebensunterhaltskosten müssen abgedeckt werden und für das Alter muss schliesslich auch vorgesorgt werden?

Wer arbeitet, dem wird das Elterngeld gekürzt. Und wenn dann noch Betreuungskosten dazu kommen, dann fährt man nicht nur eine Nullnummer, sondern hat unterm Strich meist noch mehr Kosten als Einnahmen. Wer arbeitet wird bestraft, dies wird hier in meinen Augen – wie auch an so manch anderer Stelle in unserem System – suggeriert. Eine sehr zweifelhafte Botschaft wie ich finde!

#Muttertagswunsch 3: Keine Gehaltskürzung bei Krankheit des Kindes

Das Kind ist krank und jedem Elternteil stehen 10 Krankheitstage zu, um das Kind ohne Urlaub zu nehmen, zu betreuen. Was die moisten aber erst merken, wenn der Fall dann tatsächlich eintritt, ist dass nach Einreichen des blauen Scheines das Gehalt gekürzt wird, und man eine Erstattung über die Krankenkasse erhält – allerdings nur zu 70% des Bruttolohns.

Da melde ich mich doch lieber selbst krank, muss ggf. nochmal nicht einen Krankenschein vorlegen und bekomme mein Gehalt ganz normal und zu 100% über meine Gehaltsabrechnung. Im Sinne des Erfinders? Und im Sinne der Vereinbarkeit? Ich finde nicht.

#Muttertagswunsch 3: Verpflichtung der Arbeitgebers zu flexiblen Arbeitsmodellen – auch über die Elternzeit hinaus:

 Kurz vorab: Natürlich ist das nicht für alle Unternehmen “zumutbar” und auch nicht für alle Berufe umsetzbar. Mein “Homeoffice für alle” Wunsch bringt der Krankenschwester, die im Nachtdienst arbeitet natürlich herzlich wenig. Und der Kleinbetrieb der 2 Mitarbeiter beschäftigt, kann seinem Mitarbeiter ggf. ebenso wenig spezielle Teilzeitwünsche erfüllen. Aber da, wo es für Unternehmen, betrieblich “zumutbar” ist, sollten flexible und ich meine wirklich flexible Arbeitsmodelle für Arbeitgeber verpflichtend werden. Und dabei geht es nicht nur um Arbeitszeit, sondern eben auch um den Arbeitsort. In meinem Job gehört es dazu Stellen auszuschreiben, Lebensläufe zu screenen, Statistiken aufzubereiten usw. – wen zum Teufel kümmert es, ob ich dies in einem Bürogebäude mache oder in meinem Wohnzimmer?

Viele (deutsche) Unternehmen sperren sich hier nachwievor, über die Mauern ihres eigenen Geländes hinauszublicken, denn “das haben wir schon immer so gemacht” und somit würde ein kleiner Push von Seiten der Regierung, die Unternehmen mehr in die Pflicht zu nehmen familienfreundlichere Modelle anbieten zu müssen, vielleicht kleine Berge versetzen. Zumindest Hügel. Auch ein Anspruch auf Teilzeit über die Elternzeit hinaus wäre ein guter Ansatz, denn Lebensabschnitte sind mit Kindern unvorhersehbar – das Gewährleisten einer angemessenen Betreuung endet nicht mit dem Schulbeginn und OGATAs haben ähnlich wie KiTas hohen Optimierungsbedarf. Eltern müssen flexible auf Bedürfnisse der Kinder reagieren können, und insgesamt gilt es in meinen Augen darum wirklich und nachrichtig darum, den Fokus auf das Wohl der Kinder statt das Wohl der Arbeitgeber zu rücken. Keine Kinder, keine Rentenzahler.

Und was habt ihr noch so auf dem Herzen? #Muttertagswunsch und los gehts…

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